Die Einschränkungen durch das Coroanvirus und die Sorge um die Gesundheit prägen und verändern derzeit unser Leben. Hirte Helmut Grüning ist von den Castrop-Rauxeler Tageszeitungen gebeten worden, mit anderen Geistlichen der Stadt dazu Beiträge zu verfassen. Sein Beitrag wurde in den Ruhr-Nachrichten und der WAZ am Samstag (18. April 2020) veröffentlicht:
Gedanken zur Corona-Krise
Trost in der Krise
Von Helmut Grüning
„Jetzt tröste mich mal" appellierte die alte Dame an mich während eines Telefonats. Ich hatte Sie angerufen, weil ihr Ehemann vor einigen Wochen verstarb.
Bei ihr war eine zunehmende Demenz erkennbar und sie litt an surrealen Wahrnehmungen. Ich fühlte mich in diesem Moment hilflos und erkannte wieder einmal: Wirklich trösten ist nicht leicht.
Unter der aktuellen Situation der Corona-Epidemie leiden wir alle. Was kann uns trösten? Der Hinweis, dass die derzeitigen Einschränkungen zu Fortschritten im Bereich der Digitalisierung führen würden, tröstet mich nicht wirklich. Vor allem alte und alleinstehende Menschen sind jetzt noch einsamer, weil niemand sie besuchen darf.
Eltern, die Kinderbetreuung und Beruf miteinander vereinbaren, stehen an der Grenze ihrer Möglichkeiten. Viele sehen ihre Existenz bedroht. Die Liste der Trostbedürftigen ist lang.
In solchen Situationen frage ich mich häufig: „Wie hätte Jesus Christus reagiert?" Klar, er hatte einen entscheidenden Vorteil. Er konnte Wunder wirken und Kranke heilen. Ich kann das nicht. Doch machen wir uns bewusst: Obwohl Jesus Christus diese Macht häufig einsetzte und vielen Menschen half, hat er nie Zweifel an seiner eigentlichen Bestimmung aufkommen lassen: Den Menschen das ewige Heil bringen und nicht Heilung. Das zu akzeptieren fällt in schwierigen Zeiten nicht leicht. Die Frage, „Warum dieses Leid" lässt sich nicht befriedigend beantworten.
Vielen von uns wird in diesen Tagen bewusst, wie wertvoll Gemeinschaft ist. Uns fehlt das Gespräch mit Freunden bei einer Tasse Kaffee und vielen Christen fehlt die intensive Gemeinschaft im Heiligen Abendmahl.
Ich bin sicher: Christus leidet mit uns und lässt Leid dennoch zu. Machen wir es wie er: Er wurde Mensch, um den Menschen nahe zu sein. Nähe trotz körperlicher Distanz ist möglich. Oft genügt dafür schon ein Telefonat.
Die alte Dame aus unserer Gemeinde war mit meiner Gebetszusage und den etwas hilflosen Worten des Trostes zufrieden. Ein Wunder hatte sie gar nicht erwartet. Nur etwas Trost.
Ruhr Nachrichten
Das Beste am Guten Morgen
www.ruhrnachrichten.de/castrop-rauxel
Hirte Helmut Grüning
■ Prof. Dr. Helmut Grüning ist ehrenamtlicher Hirte der Gemeinde Castrop-Rauxel-Nord der Neuapostolischen Kirche.
■ Beruflich ist Grüning, der in Henrichenburg wohnt, als Professor an der Fachhochschule Münster im Fachbereich Energie, Gebäude, Umwelt tätig.
© Bezirk Herne
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