Am 16. Dezember 2012 waren 850 neuapostolische Christen der Gebietskirche Nordrhein-Westfalen zu einem Gottesdienst mit Stammapostel Dr. Wilhelm Leber eingeladen. Der Gottesdienst fand in der Kirche in Herne-Wanne-Eickel statt.
Binnen eines Jahres war Stammapostel Wilhelm Leber, geistliches Oberhaupt der Neuapostolischen Kirche, bereits zum zweiten Mal an der Hermannstraße in Wanne-Eickel zu Gast, um am dritten Adventssonntag ein Licht des Trostes anzuzünden. Nachdem er hier vor geraumer Zeit einen auch was die ausgelassen-heitere Stimmung betraf ganz außergewöhnlichen Gottesdienst speziell für behinderte Kinder gehalten hatte, waren nun 850 Glaubensgeschwister der drittgrößten christlichen Kirche aus ganz Nordrhein-Westfalen nach Wanne eingeladen, die unter besonderen Verhältnissen leiden.
Darunter Schicksalsschläge wie eine schwere Krankheit oder gar der Tod naher Angehöriger, aber auch Leid und Kummer aufgrund eigener und dabei häufig auch seelischer Erkrankungen. Wilhelm Leber, von zahlreichen Aposteln aus ganz Deutschland, aber auch aus dem russischen St. Petersburg begleitet, sprach unter dem Leitwort Jesajas: „Ich will euch trösten.“
In seiner Predigt, die von Fernsehkameras aufgezeichnet, aber auch per Telefon an kranke Geschwister live übertragen wurde, bekräftigte Wilhelm Leber seine eigene Erfahrung, dass Trost, Kraft und Segen fühlbar wird, wo der Herr das Herz berührt.
Er warb um Verständnis für psychisch Kranke, deren Reaktionen von Außenstehenden häufig nicht verstanden oder auch nur eingeschätzt werden können. Und stellte die erhebliche psychische Belastung für die Angehörigen der Kranken heraus. Ein Gottesdienst sei keine Therapie im medizinischen Sinn, aber die Gemeinschaft der Christen könne für einfühlsame und verständnisvolle seelsorgerische Begleitung sorgen.
Zahllose Menschen in schwierigsten Verhältnissen, die aus ihrem Glauben Kraft schöpfen, nehmen das Kreuz mit großer Geduld auf sich, da gerade bei seelischen Verletzungen ein Heilungsprozess von heute auf morgen nicht erwartet werden kann. In Gemeinschaft aber könne dieses Kreuz auf mehrere Schultern verteilt werden.
Liebevolle Zuwendung, so der Stammapostel, sei der Kern des Trostes. Beruhigende Worte, die einen Unfall oder anderen Vorfall relativieren, seien ebenso wichtig wie etwa die medizinische Versorgung einer Wunde. Trost komme jedoch nicht einfach so aus den Wolken, sondern sei abhängig von der Einstellung jedes Einzelnen: „Wir alle werden in den Arm genommen und fühlen in unserem Herzen die heilenden Kräfte Gottes, die den Kranken Mut und Perspektive verleihen, allein schon durch unseren Glauben an die Wiederkunft des Herrn.“
Wilhelm Leber berichtete vom großen Lebenswillen einer am bisher unheilbaren Locked-In-Syndrom erkrankten jungen Glaubensschwester aus der Schweiz, die sich über einen Computer nur mit einem Auge verständigen kann. Und es sich doch nicht nehmen lässt, im Krankenbett am Gottesdienst teilzunehmen.
Freude und Zuversicht könne man übrigens, so der Stammapostel, mit den bescheidensten Mitteln ausstrahlen. Und häufig die Erfahrung machen, dass man, als Tröstender gekommen, wieder als Getrösteter geht.
Am Ende des vom Kammerchor und Kammerorchester Bochum unter der Leitung von Bodo Saborowski festlich umrahmten Gottesdienstes stand eine alte Weisheit, die unabhängig von jedweden Verhältnissen Gültigkeit besitzt: Nimm dir Zeit für deine Lieben, bevor die Zeit dir deine Lieben nimmt.
Von Pitt Herrmann
Fotos: Frank Schuldt
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